Katastrophen in Japan

Der Großbrand 1911 in Yoshiwara

Bereits vor dem Kantō-Erdbeben im Jahr 1923 wurde das Viertel Yoshiwara 1913 von einem Großbrand heimgesucht und beschädigt. Yoshiwara (吉原, „Glückswiese“) war in der Edo-Periode ein berühmtes Vergnügungs- und Bordellviertel.

Im Hinblick auf die weiblichen Prostituierten wurden diese oft bereits im Alter von sieben bis zwölf Jahren von ihren Eltern an ein Bordell vermittelt. Wenn ein junges Mädchen „Glück“ hatte, wurde es im Rotlichtbezirk als eine zukünftige Kurtisane angelernt. Die jungen Frauen waren gewöhnlich für fünf bis zehn Jahre vertraglich an einem Bordell gebunden. Allerdings sorgten Schulden häufig dafür, dass sie lebenslänglich an ihrem Arbeitsort gefesselt waren.

Die Frauen verließen das Rotlichtviertel nie. Ausnahmen waren der Besuch der Bestattung eines Familienangehörigen sowie ein einmaliger Ausgang zur Kirschblüte (Hanami) pro Jahr. Ein anderer Weg, aus Yoshiwara zu gelangen war, die Konkubine oder die Frau eines reichen Mannes zu werden, der es sich leisten konnte, sie aus ihrem Vertrag freizukaufen. Doch diese glückliche Fügung gab es nur selten.

Viele der Frauen erkrankten an Syphilis oder anderen sexuellen Erkrankungen. Auch eine fehlgeschlagene Abtreibung war eine Todesursache für die Frauen. Ganz mittellose Prostituierte bekamen nach ihrem Tod keine ordnungsgemäße Bestattung. Stattdessen landeten ihre leblosen Körper anonym im Tempel Jōkan-ji.

Am 9. April 1911 wurde der Bezirk Yoshiwara durch einen Großbrand fast komplett zerstört. Das Feuer wurde im dritten Stockwerk eines Gebäudes an einem Sonntag gegen 11 Uhr entfacht. Das Feuer wütete acht Stunden und löschte sich praktisch selbst, als die Flammen gegen 19 Uhr den Fluss Sumida erreichten. Nach den offiziellen Angaben starben vier Personen und 150 Menschen wurden verletzt. 6.676 Häuser wurden zerstört. (Quelle: japantimes.co.jp).

Darüber berichtet auf die folgende Ansichtskarte, die am 17. April 1911 beschrieben wurde und nach Deutschland lief.

Die Ansichtskarte wurde am 17. April 1911 beschrieben und trägt einen Stempel mit diesem Datum, der vermutlich aus einem Auslandspostamt stammt. Von Tokio, Japan lief diese Karte nach Fürth (Bayern, Deutschland) und wurde wie folgt beschrieben:

„Meine Lieben, Hiermit einige Bilder von dem Stadtteil Tokios (Joshiwara) der vor einigen Tagen niedergebrannt ist. -Im Ganzen brannten 6.500 Häuser nieder.- (natürlich nicht mit den europäischen Häusern zu vergleichen.)

Ich habe gestern Nachmittag das Viertel besucht und es ist wirklich ein trauriger Anblick, der sich einem dort bietet. – x Dies ist ein feuersicheres Lagerhaus. In ein solches Haus hatte ein Besitzer eines Hauses in Joshiwara seine 7 Mädchen (die er gekauft hatte).

 Das Große KantōErdbeben (関東大震災, Kantō daishinsai)

Am 1. September 1923 ereignete sich in Japan eine große Katastrophe, die nicht nur tausende Menschenleben kostete, sondern auch die Ausgaben der japanischen Briefmarken beeinflusste. Das Große Kantō-Erdbeben besaß eine Stärke von MS = 7,9 und gehört damit nach der Einteilung der Richterskala zu den großen Erdbeben, die etwa 18-mal pro Jahr weltweit stattfinden. In der Sagami Bucht, die sich neben der Tokyo Bucht befindet, lag das Epizentrum des Bebens. Durch die schweren Erschütterungen wurden die japanische Hafenstadt Yokohama sowie größere Bereiche von Tokio zerstört. Infolge des Erbebens wurde ein Tsunami mit einer Höhe von etwa 12m in der Sagami Bucht ausgelöst. Als weitere Kettenreaktion entstanden in den bewohnten Gebieten Großbrände.

Ähnlich wie bei dem Großbrand 1911 in Yoshiwara wurde zum Zeitpunkt des Bebens in vielen Haushalten auf Holz-und Gasfeuerstellen Essen zubereitet. Die Kombination aus den traditionellen Holzhäusern und einem bestehenden Taifun fachten die Feuer zusätzlich an. In Honjo suchten an die 30.000 Menschen Schutz vor dem Feuer. Tragischerweise wurden diese Menschen in einem Feuersturm eingeschlossen und getötet. Es dauerte insgesamt zwei Tage, die ganzen Brände zu löschen, da die Hauptwasserleitungen durch das Erdbeben beschädigt waren.

Im November 1923 sollte in Japan eine Ausgabe zur Hochzeit von Kronprinz Hirohito erscheinen. Noch vor dem Erdbeben wurden einige Sätze an die Mandatsinseln geschickt. Im September 1923 wurden die in Japan verbliebenen Sätze mitsamt den Druckplatten durch die Katastrophe vernichtet. Nach dem Unglück wurden die bereits verschickten Briefmarken zurückgerufen und am Tag vor der Hochzeit an hochgestellte Personen als Geschenke verteilt. Somit gilt dieser Satz als nicht ausgegeben.

Stattdessen erschien im Oktober 1923 eine Notausgabe, die sogenannten Erdbebenmarken. Die Gestaltung ist primitiv gehalten, sie besitzen ein Wasserzeichen und sind geschnitten, wobei eine Zähnung durch Punkte angedeutet ist. Oft findet man sie auch mit einer nicht amtlichen Zähnung oder einem Durchstich.

Im April 1924 wurde die Ausgabe vom Schalterverkauf zurückgezogen. Die übrigen Restbestände wurden 1925 verbrannt.

Quellen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Richterskala

https://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fes_Kant%C5%8D-Erdbeben_1923

Der LCD (The Large Commemorative Datestamps) namazu (Katzenfisch) 

Herausgabe des Sonderstempels: 23. August Showa 59 (23. August 1984)

Fast unschuldig zeigt der Katzenfisch (namazu) ein Grinsen auf dem Sonderstempel. Das harmlos aussehende Wesen ist nach einer japanischen Geschichte jedoch sehr ungestüm und stellt sogar eine Bedrohung für die Bevölkerung dar.

Eine Legende in Japan besagt, dass ein gigantischer Katzenfisch (namazu) unter der Erde (oder im Schlamm) lebt und für die Erdbeben in diesem Land verantwortlich ist. Die Verbindung zwischen dem Fisch und den Naturkatastrophen ist vermutlich zum ersten Mal im 16. Jahrhundert in der Nähe des Biwa-Sees entstanden, der sich auf der Insel Honshū befindet.

Diese Legende berichtet von dem Gott Takemikazuchi, der in Kashima verehrt wird. Takemikazuchi hält mit einem Stein (Grundstein oder Deckstein) den Katzenfisch gefangen. Sobald der Gott unachtsam wird und seine Wache fallen lässt, zappelt der Fisch und löst durch diese Bewegungen Erdbeben aus.

Weitere Verbreitungen dieser Legende gab es erst im späten 17. Jahrhundert und im 19. Jahrhundert wurde dieser Aberglaube durch neue Berichte populär, die von einer ähnlichen Verbindung zwischen Tier und Naturkatastrophen erzählen.

Angeblich beobachtete ein Aalfischer vor dem Erdbeben von Edo (dem heutigen Tokio) im Jahr 1855 einen ungewöhnlich aktiven Wels. Diesen sah er anhand der Legenden als Vorbote für ein drohendes Erdbeben an. In der Nacht ereignete sich die Naturkatastrophe. Ein Artikel, der 1856 verfasst wurde, hielt diese Beobachtung fest und somit entstand dadurch die erste schriftliche Behauptung, dass Welse ein Erdbeben vorhersehen können.

Zwei japanische Seismologen untersuchten 1930 diese Theorie. Sie wiesen nach, dass Welse mehrere Stunden vor einem Erdbeben eine erhöhte Unruhe zeigen. Ihre Genauigkeit, ein Erdbeben vorher zu spüren, liegt bei 80 Prozent.

Via Wikipedia

Der Beleg wurde am 23. August 1984 in Kyoto, Japan aufgegeben und lief nach Hilbersdorf, DDR, Deutschland. Er wurde mit der Michel-Nummern 1594 zu 40 Yen, 1595 zu 60 Yen und 1517C zu 10 Yen frankiert.

Gemeinsam bilden die Briefmarken 1594 und 1595 den Satz „Katastrophenschutz“. Am 1. September ist ein Japan der Tag der Katastrophenvorsorge (防災の日, bousai no hi). Dieser Tag soll an das große Kantō-Erdbeben von 1923 erinnern. An diesem Gedenktag werden landesweit Katastrophenvorbereitungen getroffen, insbesondere in der Region Kantō. Zu den typischen Katastrophen gehören Erdbeben, Flutwellen, Taifune und Überschwemmungen.

Michel-Nummer 1594 steht für Feuer und Wind (hono to kaze) und Michel-Nummer 1595 für Verbindungen (kizuna). Die Motive für die Markenbilder wurden innerhalb eines Preisausschreibens gekürt. Dabei wurden eine erwachsene Person und eine Schülerin als Gewinner ermittelt. Insgesamt hat die japanische Post im Jahr 1984 über 5.200 Einsendungen erhalten. Im Bereich der Erwachsenen gewann Noboru Kanda ein Preisgeld in der Höhe von 300.000 Yen (entsprach in der damaligen Zeit 1.317 US-Dollar). Sein Design wurde für die Michel-Nummer 1595 genommen.

Die Schülerin Motomi Hagimoto entwarf das Motiv für die Michel-Nummer 1594 und gewann 200.000 Yen (zur damaligen Zeit 878 US-Dollar) sowie 100.000 Yen für die Schulbibliothek. Das Alter der Gewinner wurde nicht genannt. Allerdings ist bekannt, dass die Schülerin sich im ersten Jahr der Mittelschule befand. Im Normalfall sind die Schüler zu diesem Zeitpunkt etwa die 13 Jahre alt.

Quelle: Japanese Philately, Vol. 40, No. 2